Medersa Ben Youssef
Zu den schönsten Sehenswürdigkeiten von Marrakesch gehört die Koranschule Medersa Ben Youssef, der einst mächtigste Ort der islamischen Welt.
Geschichte der Koranschule
Für die Madrasa sollte man sich Zeit nehmen, denn es wäre schade, die vielen Kostbarkeiten, Mosaike, Schnitzereien, Fresken und Stuckarbeiten nur im Vorübergehen zu sehen. Die Medersa Ben Youssef wurde sehr wahrscheinlich schon am Anfang des 14. Jahrhundert gegründet. Genaue Aufzeichnungen über das Gründungsjahr gibt es nicht. Experten vermuten aber, dass auf Grund der Architektur und auch der Innenausstattung nur dieser Zeitraum in Frage kommt. Als Gründer wird in den meisten Quellen der damalige marokkanische Herrscher Abou el Hassan angegeben, ein kunstsinniger Monarch, der für seine prachtvollen Bauten bekannt war. Ihr heutiges, prachtvolles Aussehen bekam die Koranschule aber erst 1570. Der Saadier Abdallah El Ghalib baute die Medersa Ben Youssef zur größten islamischen Hochschule für Theologie, der ganzen damals bekannten arabischen Welt aus.
Ein Meisterwerk der morgenländischen Architektur
Als Besucher betritt man die ehemalige Koranschule durch ein mächtiges Portal, welches mit türkisfarbenen Mosaiken und mit Schnitzereien aus Zedernholz üppig verziert ist und gelangt von dort aus in einen Innenhof. Was auffällt, sind die harmonischen Proportionen des Gebäudes, das als Meisterwerk der morgenländischen Architektur gilt. In der Mitte des Innenhofs befindet sich ein rechteckiges Wasserbecken mit einem fantastischen Mosaik aus rautenförmigen Steinen in schwarz und türkis. Das Becken wird zu beiden Seiten von reich verzierten Säulen mit kunstvoll gearbeiteten Stuckarbeiten flankiert.
Der Betsaal
Gegenüber dem Eingangsportal beginnt die eigentliche Koranschule. Den Mittelpunkt der Medersa Ben Youssef bildet der Betsaal. Wirkt der Raum für den Betrachter auf den ersten Blick vielleicht riesig, so kann man doch sofort erkennen, dass der Architekt sehr bewusst eine Aufteilung in drei Räume beabsichtigt hat. Drei reich verzierte Säulen aus Marmor teilen den Betsaal optisch auf. Sehenswert sind auch die mächtige Kuppel aus Zedernholz und die 24 kleinen Fenster aus buntem Mosaikglas. Neben dem Betsaal befinden sich 150 schmale, enge Zellen, in denen früher bis zu 900 Koranschüler gewohnt haben. Schüler aus reichem Hause konnten sich allerdings eine Kammer mit Fenster leisten.
Ein Ort der Ruhe inmitten der Medina
Die Medersa Ben Youssef ist aber nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, es ist auch ein wunderbar ruhiger Platz, um sich nach einem Bummel durch die Medina von Marrakesch ein wenig auszuruhen. Das Besondere an der Architektur der Koranschule ist, dass es im Innenhof vollkommen ruhig ist. Der Lärm der Medina ist nicht mehr zu hören. Man kann sich deshalb noch heute sehr gut vorstellen, dass es den Schülern leicht gefallen ist, sich auf ihr Studium zu konzentrieren.