Saadier-Gräber
In Marrakesch, dessen Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der ehrwürdigen Kasbah-Moschee der Eingang zu den maurischen Saadier-Gräbern. Die Bauweise und die reiche Ausstattung dieser Grabstätten muss den Vergleich mit der beeindruckenden Alhambra in Spanien keineswegs scheuen.
Geschichte der Gräber
Die Gräber der Saadier, eine aus dem sechzehnten Jahrhundert stammende Nekropole, wurden erst im Jahre 1917 wiederentdeckt, nachdem man sie unter dem Alewiden-Herrscher Mulay Ismail hinter hohen Mauern verborgen hatte, um die Dynastie der Saadier dem Vergessen preiszugeben.
Die Saadier machten Marrakesch 1554 zu ihrer Residenz, nachdem die Stadt nach der Machtübernahme durch die Meriniden im 13. Jahrhundert zu Gunsten von Fes an Bedeutung verloren hatte. Die Saadier-Gräber wurden von Ahmed El-Mansour, dem zweiten Sultan aus der Familie der Saadier, für die Nachkommen des Propheten angelegt.
Ein Traum aus 1000 und einer Nacht
Ein schmaler Gang führt zu den beiden Mausoleen, die mit Carrara-Marmor und kostbarem Mosaik- und Stuckwerk prächtig ausgestattet sind. Hier befinden sich die Gräber von sieben Sultans und 62 Angehörigen der Saadier-Familie.
Der Besucher fühlt sich unmittelbar beim Betreten der Gebäude aus maurischer Zeit in einen Traum aus „1000 und einer Nacht“ versetzt.
Das große Mausoleum
Im größeren der beiden Mausoleen öffnen sich gleich hinter dem Eingang zur linken Seite drei nebeneinander liegende Räume. Im ersten Raum befinden sich das Grab des Alewiden-Sultans Moulay el-Yazid vom Ende des 18. Jahrhunderts sowie ein Gebetsraum mit Mihrab. Bei einem Mihrab handelt es sich um eine reich verzierte Nische, die die Gebetsrichtung nach Mekka angibt.
Der an diesen Raum anschließende prächtige „Saal der zwölf Säulen“ ist die letzte Ruhestätte von Ahmed el-Mansour ed-Dehbi, der einst Timbuktu erobert hatte. Die Kuppel des Saals ist aus reich mit Schnitzereien verziertem Zedernholz gebaut und ruht auf zwölf Säulen. Der gesamte Raum ist verschwenderisch mit Stalaktitbögen und Zellij-Kacheln ausgestattet. Diese emaillierten Terrakotta-Kacheln sind charakteristisch für die marokkanische Architektur, in der sie Wände, Fußböden, Tische und Bäder zieren.
Der dritte Raum dieses ersten Mausoleums beherbergt einige Kindergräber. Auch diesen Raum – ebenso wie die beiden vorhergehenden – taucht die hier gedämpft eindringende Sonne Marokkos in ein fast schon märchenhaft-unwirkliches Licht. Die unvergleichliche Atmosphäre dieses Ortes zieht den Besucher unweigerlich in ihren Bann.
Das kleine Mausoleum
Die beiden Räume des zweiten Mausoleums sind in ihrer Ausstattung wesentlich schlichter gehalten. Hier und in dem traumhaft schönen Garten liegen die Gräber weiterer Familienangehöriger und Beamter. Der orientalische Garten ist liebevoll angelegt und außerhalb der Zeiten mit dem größten Besucherandrang eine wundervolle Stätte der Ruhe und Besinnung, die zum Verweilen und Träumen einlädt.
Öffnungszeiten und Preise
Die Gräber sind von Montag bis Freitag in der Zeit von 09.00 Uhr bis 17.00 Uhr für Besucher geöffnet. Ein Besuch empfiehlt sich am Morgen oder am späten Nachmittag, um größeren Andrang zu vermeiden. Der Eintritt kostet 70 Dirham.